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fiëé TeXnique

Bücher setze ich bevorzugt mit dem befehlsbasierten Open-Source-Satzsystem ConTeXt, einer modernen Variante von TeX. Was hat es damit auf sich?

Was ist TeX?

  • TeX ist ein befehlsbasiertes Satzsystem von Prof. Donald E. Knuth.
  • TeX ist Open Source und daher auf allen Computersystemen zuhause.
  • TeX kam 1982 heraus; die Versionsnummer nähert sich Pi. Der vermutlich allerletzte Fehler wurde 2002 vom NTS-Projekt gefunden.
  • TeX das Programm ist die typographische Maschine, mit der viele verschiedene (automatische) Systeme ihre hochqualitative Ausgabe erzeugen. Es ist ursprünglich in WEB und Pascal geschrieben. Heute wird meist eine C-Variante benutzt. NTS ist eine Neuimplementierung in Java. Die wichtigste moderne Variante ist LuaTeX.
  • TeX die Sprache ist eine erweiterbare Makrosprache, die auf den Schriftsatz spezialisiert ist. Prof. Knuth hat selbst die Erweiterung PlainTeX herausgegeben, darauf basieren mächtige und komplexe Systeme wie LaTeX und ConTeXt.
  • TeX der Löwe ist das Maskottchen des Ganzen, gezeichnet von Duane Bibby. Seine Gefährtin ist Meta die Löwin, so wie METAFONT (und das daraus abgeleitete METAPOST) die passenden Gefährten von TeX sind.

Der Name TeX stammt aus dem Griechischen (techne = Kunst, Fertigkeit) und wird daher tech ausgesprochen.

Was ist ConTeXt?

  • ConTeXt ist eine moderne, mächtige und leicht zu bedienende Variante von TEX. Es wurde hauptsächlich von Hans Hagen (Pragma ADE) und Taco Hoekwater aus den Niederlanden entwickelt.
  • ConTeXt ist die layoutorientierte Alternative zum bekannten LaTeX.
  • ConTeXt ist als XML-Prozessor beliebt. Auch der Weg von TeX nach XML ist möglich (z.B. für Tagged PDF bzw. PDF/A).
  • ConTeXt beherrscht Anforderungen der Druckvorstufe wie Ausschießen, Sonderfarben und registerhaltigen Satz.
  • ConTeXt unterstützt Unicode und OpenType in vollem Umfang.
  • ConTeXt verwendet PDF als Ausgabeformat und kann die Möglichkeiten der aktuellen PDF-Versionen ausnutzen.
  • Eine ausführlichere Vorstellung findet sich u.a. in der Wikipedia.

Obwohl TEX wie tech gesprochen wird, sagt man meist Kontekst – oder aber Kontekht, mit im Rachen gesprochenem ch wie im Schweizerdeutschen oder Niederländischen.

 

Das klingt ja spannend/kompliziert. Und was heißt das jetzt? Warum?

Warum ich mit ConTeXt arbeite:

  • Um nicht völlig von einem Konzern wie Adobe abhängig zu sein.
  • Weil ein Quellcode-orientiertes Dateiformat Vorteile hat, nicht nur in Bezug auf Versionierung und Datensicherung, sondern auch, weil ich vorübergehend nicht benötigte Elemente einfach auskommentieren kann und mir auch sonst Kommentare hinterlassen kann, warum bestimmte Dinge sind, wie sie sind.
  • Weil manche Aufgaben nur mit einem programmierbaren System effektiv zu lösen sind, z.B. Verzeichnisse (Inhalt, Abbildungen, Quellen, Register) und Fußnoten.
  • Weil Serien (Buchreihen, Zeitschriften) mit einem einfachen Layout unheimlich schnell zu produzieren sind.
  • Weil ich gerne programmiere.
  • Weil die ConTeXt-Community aus lauter netten, interessanten Menschen besteht. (Ich bin im Vorstand der context group und gebe die Mitgliederzeitschrift heraus.)
  • Weil ConTeXt einfacher, mächtiger und schneller ist als LaTeX.

Es gibt aber auch Gründe, die gegen ein solches System sprechen:

  • Der Aufwand für die Einrichtung eines bestimmten Layouts ist ungleich höher als bei einem grafischen Programm.
  • Es ist nicht immer leicht, mit der fortwährenden Weiterentwicklung von ConTeXt mitzuhalten; wenn ich ein Projekt nach Jahren wieder anfasse, muss oft der Code angepasst werden (andererseits gibt es auch bei kommerziellen und grafisch orientierten Programmen oft Inkompatibilitäten beim Versionswechsel).
  • Ein unregelmäßiges oder grafisch orientiertes Layout ist mit einem grafischen Layoutprogramm wie InDesign ungleich schneller und einfacher zu erzeugen.
  • Die Einstiegsschwelle ist höher, die Lernkurve eher steil. Professionelle Ergebnisse bekommt man aber auch in grafischen Programmen nicht ohne Fachwissen und Einarbeitung.